Das Rhönkaninchen
Kleine Rasse mit reizvoller Zeichnung
kn. Zur Zeichnung der Rhönkaninchen gibt es immer wieder Diskussionen, wie diese denn überhaupt aussehen soll. Durch die Beschreibung im Standard gibt es keine fest vorgeschriebene Zeichnung. Und so unterscheiden sich die Tiere auf den Ausstellungen und man erhält ein buntes abwechslungsreiches Bild.
Bei der Vorbereitung des Beitrages war mir Familie Hülsmann aus Bad Laer behilflich. Dort hatte ich an der Zuchtanlage freie Auswahl und konnte alle Kaninchen fotografieren. Des Weiteren sind auf vielen Schauen Fotos von Rhönkaninchen geschossen worden. Dadurch kann ich im Folgenden einige schöne Beispiele für optimale Zeichnungen und auch für Zeichnungsfehler zeigen.
Die Entstehung der Rhönkaninchen liegt mittlerweile über 40 Jahre zurück. Herauszüchter war Karl Becker aus dem thüringischen Stadtlengsfeld. Mit den Rhönkaninchen hat er ein wunderbares Lebenswerk vollbracht und den Grundstein für die vielen weiteren rhönfarbigen Rassen gelegt. Auf den Offenen Rhönkaninchenschauen habe ich ihn in den Neunzigern persönlich kennengelernt. Eine seiner weiteren Leidenschaften war das Schnitzen. Über die Jahre hat er zahlreiche Trophäen mit Rhönkaninchen – und später auch mit rhönfarbigen Widdern und Zwergen – erstellt und die Ehrenpreistische der Rhönschauen dadurch bereichert.
Die Erzüchtung der Rhönkaninchen war kein Zufall. Im Jahre 1969 begann Karl Becker sein Vorhaben. Die Ausgangstiere waren ein Kleinchinchilla-Rammler und eine japanerfarbige Häsin, die aus den Rheinischen Schecken stammte. Als Erklärung möchte ich dazu erläutern, dass die Rheinischen Schecken spalterbig sind und im Gegensatz zu schwarz-weißen Schecken keine einfarbig schwarzen Jungtiere werfen, sondern japanerfarbige. Bei einer Verpaarung von Schecke x Schecke liegt der Anteil der japanerfarbigen Jungtiere im Durchschnitt bei 25% und bei einer Verpaarung von Schecke x Japanerfarbig erhält man ca. 50% dieser Jungtiere. Die Zeichnung dieser japanerfarbigen Rheinischen Schecken weichen meistens stark von den rein gezüchteten Japanerkaninchen ab. Die klare Abgrenzung der Farbfelder und die geteilte Kopfzeichnung sind weniger vorhanden. Man kann hier von einer geblümten Zeichnung sprechen. Durch den Einsatz des Kleinchinchillas sollte hier der Gelbverstärker weggezüchtet werden. Bei der Verpaarung fielen in der F1-Generation ausschließlich wildfarbene Nachkommen. Für die Verpaarung der Wildfarbenen Kaninchen konnte Zuchtfreund Becker in der F2-Generation neben wildfarbenen Jungtieren auch chinfarbige, japanerfarbige und rhönfarbige erwarten. Wobei hier nach der Vererbungslehre nur jedes 16. Jungtier rhönfarbig sein sollte. Bereits 1971 stellte Karl Becker die ersten Rhönkaninchen in Leipzig aus.
Im Jahre 1977 kamen die ersten Tiere nach Westfalen. Die ersten Züchter waren Günter Bombelka aus Porta Westfalica und Otto Berner aus Steinfurt. Als weitere Mitstreiter in der Abteilung Neuzüchtung auf den Bundesschauen sind Günter Depenbrock aus Stemwede und Michael Gerstner aus Freiburg zu nennen. Die Anerkennung in den westlichen Bundesländern durfte dann noch einige Jahre auf sich warten lassen. Am 1. Oktober 1985 wurden die Rhönkaninchen in den Standard des ZDK aufgenommen.
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0,1 Rhönkaninchen, 97,5 Pkt., Sieger, 18. Offene Rhönkaninchen- und 12. Offene Schwarzgrannenschau in Steinfurt-Burgsteinfurt 2008, Franz Walterskötter, Ibbenbüren |
Der erste Rhön-Club wurde am 27. April 1986 in Burgsteinfurt im Landesverband Westfalen gegründet. Dieser setzte sich damals aus 18 Züchtern aus fünf verschiedenen Landesverbänden zusammen. Im Jahr der Anerkennung wurden 22 Rhönkaninchen auf der Bundesschau in Nürnberg gezeigt. Danach ging es mit der Verbreitung schnell voran. Bereits auf der Bundesschau 1987 in Stuttgart wurden 98 Rhönkaninchen ausgestellt.
Seit 1991 findet jährlich eine Rhönkaninchenschau statt, zu der mittlerweile auch alle rhönfarbigen und schwarzgrannenfarbigen Rassen zugelassen sind. Durch die züchterische Arbeit – vor allem auch auf Club-Ebene – konnten die Rhönkaninchen im Laufe der Jahre auf einen hohen Zuchtstand gebracht
werden.
Eine frohwüchsige kleine Rasse
Unterwolle beschrieben. Die Begrannung darf nicht zu grob sein. Tiere mit nicht zu langer Begrannung haben meistens ein klareres Zeichnungsbild.Trotz der Kleinchinchilla in der Ahnentafel haben die Rhönkaninchen in manchen Zuchten noch etwas wenig Dichte in der Unterwolle. Doch man hat in den letzten Jahren auch schon einige Tiere gesehen, die berechtigter Weise eine 14,5 im Fell bekommen haben. Hier ist weiterhin das züchterische Geschick gefragt und so wird man die Felle insgesamt noch weiter verbessern können.
Lange Jahre trugen die Rhönkaninchen auf vielen Schauen die Farbbezeichnung „birkenfarbig“, die jedoch im Standard nicht auftaucht. Die Diskussionen gingen dann oft in die Richtung: „…Birkenstämme sehen überall unterschiedlich aus. Die gibt es ja in hell und dunkel. Wie sollen die denn nun aussehen?“ Die weiße Grundfarbe wird gleichmäßig von Flecken, Streifen und Spritzern überzogen. Dabei sollen Kopf, Ohren und Läufe mit einbezogen sein. An der Blume wird die Zeichnung nicht berücksichtigt. Sehr schön wirkt es immer, wenn einzelne Streifen am Körper erkennbar sind. Dadurch tritt das Zeichnungsbild klar in Erscheinung. Hätte man ein Tier, das gleichmäßig nur von kleinen Spritzern überzogen ist, würde die Deckfarbe einfach nur „schimmelig“ wirken. Das typische Zeichnungsbild der Rhönkaninchen würde fehlen.
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Gänzliches Fehlen der Zeichnung am Kopf ist
ein schwerer Fehler und wird mit „n.b.“ bewertet. |
Dieser Rammler zeigt eine schön
aufgelockerte Kopfzeichnung. |
Als leichter Fehler zählt das Fehlen von Zeichnung an einem Ohr oder beiden Vorderläufen. Wenn ein solcher Kritikpunkt auf der Bewertungsurkunde vermerkt wird, sollte der Preisrichter diesen Fehler auch eindeutig feststellen. Oftmals hat ein wenig gezeichnetes Ohr noch Spritzer auf der Rückseite oder an der Ohrwurzel. Auch die Vorderläufe bringen im gestreckten Zustand oft noch Flecken zum Vorschein. Auf den Urkunden kommen trotz der klaren Fehlerbeschreibung jedoch Bemerkungen wie „rechter Vorlauf weiß“ zustande, obwohl ein einzelner nicht gezeichneter Vorderlauf nicht annähernd als Fehler zu betrachten ist.
Als leichter Fehler zählt zudem die geteilte Kopfzeichnung. Hier sollte klar sein, dass auch bei einer geblümten Zeichnung ein solcher Fehler vorliegen kann. Es wird nie den Fall geben, dass eine Gesichtshälfte des Tieres komplett schwarzgrau und die andere Hälfte gänzlich weiß ist. Die gezeichnete Seite wird immer weiße Bereiche haben. Doch wenn die Kopfzeichnung tendenziell vom Ohrenansatz bis zur Nase geteilt gezeichnet ist, kommt es zu Punktabzug. Erst das gänzliche Fehlen von Zeichnung am Kopf oder beiden Ohren führt zum Ausschluss. Außerdem dürfen keine zeichnungsleeren Flächen von mehr als ein Viertel des Körpers vorhanden sein.
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Gute Zeichnung |
Auch an nicht gezeichneten Zehen sind dunkelhornfarbige Krallen möglich |
Eine intensive Farbe ist gefragt
» 22. Rhön- und 16. Schwarzgrannenschau 2012
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